Ätherische Öle

Die Stoffgruppe der ätherischen Öle umfasst Verbindungen ähnlicher physikalischer und chemischer Eigenschaften. Ätherische Öle bestehen dabei aus mehreren Inhaltsstoffen, zum Großteil aus Monoterpenen. Sie sind flüssig und leicht flüchtig. Sie enthalten Riechstoffe, die dem ätherischen Öl und damit der ihr entstammenden Pflanze, ihren charakteristischen Duft verleihen.

Ätherische Öle sind Inhaltsstoffe von Pflanzen. Dort kommen diese - bis auf einige Ausnahmen - im niedrigen einstelligen Prozentanteil vor. Dabei variiert je nach Pflanze und Vegetationsphase der Anteil an ätherischem Öl in verschiedenen Pflanzenteilen stark. So ist in den Blüten oft mehr ätherisches Öl zu finden als in den Wurzeln der Pflanze.

Ätherische Öle werden zumeist durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Dabei gewinnt man ausschließlich das ätherische Öl der Pflanze. Bei einer Extraktion werden dagegen auch zum Beispiel Fette, Wachse und andere Pflanzenstoffe gelöst, welche vom ätherischen Öl getrennt werden müssen.

Weitere Varianten der Gewinnung von ätherischen Ölen ist das Auspressen von Fruchtschalen, vor allem bei Citrusfrüchten, oder das Enfleurage Verfahren. Hier wird das Pflanzenmaterial auf eine Fettschicht aufgebracht bis das Fett mit ätherischem Öl (welches Fettlöslich ist) gesättigt ist. Alkohol wird dann zum Lösen des ätherischen Öles genutzt, welches das Fett nicht mitlöst.

Ein ätherisches Öl umfasst mehrere Einzelstoffe. Daher kann es keine allgemein gültige Eigenschaften haben. Jedoch lassen sich wenige Aussagen auf ihr Verhalten machen. Zum einen sind die meisten darin enthaltenen Stoffe leicht flüchtig mit einem Siedepunkt zwischen 150°C – 300°C. Dazu tragen vorallem auch die Monoterpenoide bei. Aufgrund ihrer Zusammensetzung sind sie auch meist gut löslich in organischen Lösungsmitteln und in Lipiden wie Wachse, Öl & Fette.

Darüber hinaus sind die einzelnen Inhaltsstoffe in ihren Eigenschaften variabel. So finden sich Ester, Ether, Epoxide, Alkohole, Säuren, Aldehyde und Doppelbindungsfunktionalitäten.


Inhaltstoffgruppen der ätherischen Öle

Generell kann man die Inhaltsstoffe von ätherischen Ölen bis auf einige Ausnahmen in drei Gruppen unterteilen. Zum einen findet man die Terpene und von diesen meistens cyclische Monoterpene. Daneben finden sich aber auch acyclische Monoterpene und Sesquiterpene wie Bisabolol einem Bestandteil des Bergamottöls.

Zur zweiten Gruppen zählen die Phenylpropanoide. Ihr Grundgerüst besteht aus einem Benzolring (= Phenyl), der substituiert sein kann und aus einem modifizierten Propanylrest (= propanoid). Aus dieser Gruppe sind bekannte Vertreter der Zimtaldehyd, welcher sich im Zimtrindenöl findet, als auch das Estragol welches sich in vielen ätherischen Ölen wie zum Beispiel dem des Estragons, Basilikums, Kerbels und des Anises findet.

Die dritte Gruppe umfassen langkettige, unverzweigte Alkane und Alkene. Unter diesen finden sich auch Polyketide. Als Beispiel ist hier 1-Nonanal, einem Aldehyd welcher in Zimt- und Orangenöl zu finden ist, dargestellt. Ein weiterer Vertreter dieser Gruppe ist das dreifach ungesättigte Undecantrien.

Die Zusammensetzung des ätherischen Öles hängt stark von mehreren Faktoren ab. Dabei führt das Zusammenspiel dieser Faktoren dazu, dass selbst bei der gleichen Pflanzenart Unterschiede in der Zusammensetzung des ätherischen Öles zu finden sind. Maßgeblich spielen folgende Faktoren eine Rolle:

  • genetische Vorbestimmung
  • Umwelteinflüsse, wie
    • Nährstoffangebot
    • Bodenbeschaffenheit
    • Licht
    • Wasser
  • Erntezeitpunkt

So sinkt, nach einer Studie des Julius Kühn Instituts von Hans Krüger, zum Beispiel der Methyleugenolanteil mit fortschreitendem Erntezeitpunkt.

Ätherische Öle werden vorallem in jugendlichem Gewebe, welches einen intensiven Stoffwechsel besitzt, synthetisiert. Von dort wird es in die Speicherorte geleitet. Da das konzentrierte ätherische Öl gegenüber Zellen toxisch wirken kann, gibt es spezielle Speicherorte, die das umliegende Gewebe vor dieser Wirkung schützt. Diese Speicherorte werden Ölbehälter genannt. In diesen gelingt es das ätherische Öl zu speichern ohne die Pflanze zu beschädigen.

Aufgrund ihres Aromas werden ätherische Öle in diversen Produkten eingesetzt. Als Duftstoff wird es so in Parfümen und in Kosmetika eingesetzt. Heutzutage wird das ätherische Öl (welches teuer ist) durch synthetische Stoffe verdrängt, hauptsächlich den günstig herzustellenden Monoterpenen. Desweiteren werden sie zur Aromatisierung von Lebensmittel eingesetzt. Insbesondere von Gewürzen, welche ihr Aroma dem ätherischen Öl verdanken, kennt man sie auch aus dem Haushalt.

Ätherische Öle können im Allgemeinen mehrere Wirkungen zeigen:

  • Lokale Reizwirkung

Durch ihre Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel den Terpenen, zeigen ätherische Öle bei der Auftragung auf Schleimhäuten und Haut eine hautreizende Wirkung. Bei der Inhalierung von ätherischen Ölen wird so der Sekretfluss im Rachen gesteigert. Dieser sekretverflüssigende Effekt hängt jedoch stark von der Konzentration des ätherischen Öls ab. Die antimikrobielle Wirkung unterstützt dabei das gesunden bei Rachenerkrankungen. Die Inhalierung von zum Beispiel Eukalyptusöl gilt als Hausmittel gegen Husten und trockenen Schleimhäuten.

  • Antimikrobielle Wirkung

Ätherische Öle zeigen eine antimikrobielle Wirkung auf Mikroorganismen, die je nach ätherischen Öl variieren kann. Eine der höchsten antimikrobiellen Aktivität zeigt dabei das Thymianöl.

  • Insektenvertreibende Aktivität
  • Krampflösende Wirkung

Als Aromatherapie bezeichnet man die Verwendung ätherischer Öle als Duftstoffe. Sie wird als Unterstützung psychotherapeutischer Verfahren angewendet. Es werden die Duftstoffe eingesetzt, um Assoziationen auszulösen, die entweder entspannend oder antriebsfördernd wirken. Ätherische Öle sprechen dabei den Geruchssinn an. Darüber hinaus – und das stellt den Unterschied zu einer Dufttherapie dar – besitzen ätherische Öle pharmakologische Wirkungen, wie sie im vorherigen Absatz dargestellt wurden.

Auf esoterische Konzepte, wie Energiefelder, der Balancebeeinflussung von Körper, Geist und Seele wird nicht eingegangen.

Das Wahrnehmen von Gerüchen geschieht über das Riechepithel und die Einordnung dieser Gerüche ist angelernt. So ist es möglich seinen Geruchssinn durch Übungen zu verfeinern, der Geruchssinn kann jedoch auch durch Umwelteinflüsse oder andere Einflüsse (wie zum Beispiel Rauchen) beeinträchtigt werden. Der Mensch ordnet Gerüche nach verschiedenen Mechanismen ein:

  • Bewertung des Geruches

Der Mensch ist in der Lage Gerüche subjektiv als angenehm oder unangenehm zu bewerten. Während bei einigen Düften diese Bewertung genetisch vorbestimmt ist (zB. der unangenehme Geruch von verfaultem Fleisch), werden diese Wahrnehmungen im Verlauf der Entwicklung eines Menschen geprägt durch gesellschaftliche Zwänge.

  • Kopplung von Geruch & Bedeutung

Durch die Speicherung von Dufterfahrungen im Langzeitgedächtnis des Gehirns unmittelbar mit den damit zusammenhängenden, anderen Erfahrungen, wie zum Beispiel Zeit, Raum und Emotionen, können Duftstoffe zu Veränderung der Stimmung beitragen.

Durch den bewussten Einsatz von ätherischen Ölen kann so innerhalb einer psychotherapeutischen Behandlung unterstützend gearbeitet werden. Neben diesen Effekten führt das Inhalieren von ätherischen Ölen zu pysiologischen Auswirkungen im Körper. Als Beispiel ist das Jasminöl zu nennen, welches stressbedingten Bluthochdruck verringert und krampflösend wirkt.

Krüger, Hans; Ätherische Öle–Variabilität in Arznei-und Gewürzpflanzen; Julius-Kühn-Archiv, 422 (2010): S-70.