Goldrute (Solidago L.)

goldrutegross.jpg Solidago Gigantea L.

Die Goldruten sind eine Pflanzengattung, die rund 100 Arten umfasst. Die heute am meisten bekannten Arten sind die kanadische Goldrute (Solidago canadensis L.), die Riesengoldrute (Solidago gigantea L.) und die die in Eurasien beheimatete gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea L.)

Die Riesengoldrute (Solidago Gigantea L.) ist ursprünglich aus Nordamerika und fand ihren Weg nach Europa als Zierpflanze anfang des 20 Jahrhunderts. Heute ist sie auch in Europa beheimatet.

Für die Goldrute ist die Pflanzendroge Solidaginis herba, also das Goldrutenkraut, bekannt, welches im europäischen Arnzeibuch beschrieben wird. Die Wirkung des Krauts wird den Flavonoiden zugesprochen. Daneben enthält die Pflanze ätherisches Öl und Saponine.

Goldruten können auch als Ausgangstoff für die Färbung von Kleidung eingesetzt werden.

gewgoldrute.jpg Solidago virgaurea L. aus Bilder ur Nordens Flora

Die gewöhnliche Goldrute wird bis zu 100 cm groß und blüht von Juli bis September. Sie ist in Wäldern und Gebüschen verbreitet. Ihre Stängel sind wenig behaart und die Blätter sind lanzettartig.1)

Die Riesengoldrute kann bis zu 280 cm groß werden, gewöhnlich wird sie 30 bis 150 cm groß. Die Blätter sind langgezogen und werden bis zu 18 cm lang und 3 cm breit. Die Pflanze blüht zwischen Juli und November, wobei Pflanzen im ersten Jahr nach der Keimung nicht unbedingt blühen. Die Pflanzen bilden schnell eine große Anzahl an Rhizomen aus, sie können jedoch auch Samen bilden. Die Riesengoldrute ist tolerant gegenüber vielen Böden und Temperaturen, wächst vermehrt in der Nähe von Flussläufen und in rudaralen Standorten akzeptiert jedoch auch trockene Böden.2)

Die Goldruten enthalten vorallem Terpenoide, Phenolische Komponenten (die sich wie die Terpene im ätherischen Öl sammeln), Flavonoide und Saponine. In den Wurzel findet man darüber hinaus auch Säuren und Furanoidderivate.3) Daneben finden sich in der Pflanze auch Phenolcarbonsäuren wie Chlorogen-, Kaffee- und Salicylsäure.4)

Rutin Kaempferol

Hauptsächlich werden in der Literatur drei Goldruten untersucht. Zum einen die kanadische Goldrute, die gewöhnliche Goldrute und zuletzt die Riesengoldrute. Bei allen dreien finden sich die Flavonoide Rutin, Hyperosid, Quercitrin (mit Ausnahme der gewöhnlichen Goldrute), Isoquercitrin und Kaempferol.

Sowohl Quercitrin als auch Rutin und Hyperosid tragen als Aglycon Quercetin und sind durch ihre verschiedene Glycosilierungsmuster zu unterscheiden.

In einer HPLC-Untersuchung der Arbeitsgruppe Dubjanschi et al. ergab, dass in der Riesengoldrute Quercitrin das Hauptflavonoid ist, gefolgt von Hyperosid, Isoquercitrin und Rutin. Bei der gewöhnlichen Goldrute ist das Hauptflavonoid Rutin gefolgt von Isoquercitrin. Daneben findet sich in geringen Konzentrationen Luteolin.5)

Der Gesamtflavonoidgehalt ist je nach Art anders und beträgt bei der gewöhnlichen Goldrute 1.5 %, bei der kanadischen 2.4 % und bei der Riesengoldrute 3.8 %.6)

Bei der Herstellung von Extrakten und Tinkturen des Goldrutenkrauts variiert der Flavonoidgehalt je nach Extraktionsart. Zur Isolierung der Flavonoide werden aufgrund der hohen Polarität der Zuckerreste wässrige und alkholische Auszüge verwendet.

Zum Hauptartikel: Ätherisches Öl der Goldrute

Aus der Riesengoldrute kann das ätherische Öl durch Wasserdampfdestillation oder Hydrodestillation gewonnen werden. Die Hauptbestandteile sind (–)-Germacren D, (–)-Cyclocolorenon und α-Pinen. Bei einer Untersuchung der Arbeitsgruppe um Danuta Kalemba et al. konnten insgesamt bis zu 90 verschiedene Komponenten im ätherischen Öl nachgewiesen werden.

Die Ausbeute des ätherischen Öls liegt bei 0.4 - 0.6 %.7)

Giganteasaponine 1-6

Zum Hauptartikel: Saponine der Goldruten

Als Saponine finden sich in den Goldruten die Solidagosaponine, die Virgaureasaponine, die Canadensissaponine und die Giganteasaponine von denen von der Arbeitsgruppe um Lendl et al. bisher 6 verschiedene Vertreter gefunden wurden. Wie die Namen schon andeuten sind nicht alle Saponine in den verschiedenen Arten zu finden. Die Canadensissaponine und Giganteasaponine finden sich zum Beispiel in der Riesengoldrute und in der kanadischen Goldrute (Solidago canadensis L.).8) Die Virgaurea- und Solidagosaponine finden sich nur in der gewöhnlichen Goldrute.

Die Giganteasaponine 1 bis 6 bestehen aus dem Aglycon Bayogenin und aus 9-10 Zuckern, sind also Glycoside. Unter den Zuckern befinden sich Glucose, Apiose, Galactose, Xylose und Rhamnose. Die Canadensissaponine sind ebenfalls mit dem Aglycon Bayogenin ausgestattet. Ihr Glyosidierungsmuster ist jedoch anders. Die Virgaurea- und Solidagosaponine tragen als Aglycon die Polygalasäure.

Die Arbeitsgruppe um Rezincek et al. untersuchte den Gesamtsaponingehalt der Riesengoldrute und die Anteile der Giganteasaponine 1-4. Dabei machte der Gesamtsaponingehalt 0.8 - 1.9 % aus und ist damit höher als der Saponingehalt der gewöhnlichen Goldrute. Das Giganteasaponine 4 war mit 40 - 64 % Anteil am Gesamtsaponingehalt am Stärksten vertreten. Die anderen drei Giganteasaponine machten jeweils 7 - 25 % aus. Gemessen wurden Riesengoldruten an 5 verschiedenen Standorten via HPLC.9)

Traditionell wird in Europa das echte Goldrutenkraut aus der gewöhnlichen Goldrute gewonnen. Das Kraut wird aus den oberen Teil der Zweige hergestellt. Das Kraut kann dann als Tee aufgegossen werden. Innerlich verspricht es eine harntreibende Wirkung und kann so bei Harnwegserkrankungen eingesetzt werden. Es kann auch in Weißwein eingelegt werden und man erhält dadurch Goldrutenwein.

Äußerlich kann das echte Goldrutenkraut (auch Wundkraut genannt) bei offenen Wunden und Entzündungen eingesetzt werden. Dazu legt man frische und zerquetschte Blätter auf die Wunden.10)

Inzwischen wurde die antioxidative11) und antimikrobielle12) Wirkungen nachgewiesen.

Die Wirkung wird heute auf die Flavonoide, Terpene, Saponine, Kaffeesäurederivate und Phenolglykoside zurückgeführt.13) Im europäischen Arzneibuch wird das echte Goldrutenkraut und das Riesengoldrutenkraut beschrieben.14)

Die Goldruten können als Färberpflanzen eingesetzt werden. Dazu werden die Blütenstände der Pflanze zur Gelbfärbung von Stoffen verwendet.

Die Arbeitsgruppe Leitner et al. untersuchte die Eignung der kanadischen Goldrute zur Färbung von Textilien. Die Färbung geht dabei vorallem von den Flavonoiden aus. Im Fall der kanadischen Goldrute sind das Quercitrin, Quercetin, Rutin und Kaempferol. Alle diese Flavonoide sind ebenfalls anderen Goldrutenarten zu finden, sodass sich diese ebenfalls als Färberpflanze zu eignen scheinen. Die Arbeitsgruppe untersuchte ebenfalls die Färbänderung der Flavonoide bei Bildung von Metallkomplexen. So besitzt das Flavonoidextrakt eine gelbe Farbe, während die mit Eisen komplexierten Flavonoide dunkel-olivfarben wirken.15)


1) , 10)
August Paul Dinand; Handbuch der Heilpflanzenkunde; I.F. Schreiber, 1921.
2) , 3)
Weber, E.; Jakobs, G. Biological flora of central Europe: Solidago gigantea Aiton. Flora-Morphology, Distribution, Functional Ecology of Plants, 2005, 200, 2, 109-118. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0367253005000113
4) , 6) , 13)
R. Hänsel; O. Sticher; Pharmakognosie- Phytopharmazie; Springer-Lehrbuch. Springer, 2009.
5)
Dobjanschi, L., et al. HPLC-MS analysis of flavonoids obtained from Solidago sp.(Asteraceae). Analele Universităţii din Oradea, Fascicula: Protecţia Mediului, 2012, 19, 75-79. http://www.cabi.org/cabdirect/FullTextPDF/2013/20133214182.pdf
7)
Kalemba, Danuta; Marschall, Helga; Bradesi, Pascale. Constituents of the essential oil of Solidago gigantea Ait.(giant goldenrod). Flavour and fragrance journal, 2001, 16, 1, 19-26. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/1099-1026%28200101/02%2916:1%3C19::AID-FFJ940%3E3.0.CO;2-U/abstract
8)
Lendl, Angelika; Reznicek, Gottfried. Two new saponins from Solidago gigantea. Scientia pharmaceutica, 2007, 75, 3, 111. http://www.scipharm.at/download.asp?id=204&lid=1
9)
Reznicek, G., et al. Determination of the content and the composition of the main saponins from Solidago gigantea AIT. using high-performance liquid chromatography. Journal of Chromatography A, 1996, 755, 1, 133-137. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0021967396005717
11)
Demir, Hülya, et al. Antioxidant and antimicrobial activities of Solidago virgaurea extracts. African Journal of Biotechnology, 2009, 8, 2, 274-279. http://www.ajol.info/index.php/ajb/article/view/59785
12)
Deepa, N.; Ravichandrian, V. Antimicrobial activity of extractives of Solidago canadensis L. International Journal of Research in Pharmaceutical Sciences, 2010, 1, 4, 411-413.
14)
Theo Dingermann, Karl Hiller, Georg Schneider, Ilse Zündorf; Arzneidrogen; Spektrum Akademischer Verlag, 5. Auflage; 2004
15)
Leitner, Peter, et al. Production of a concentrated natural dye from Canadian Goldenrod (Solidago canadensis) extracts. Dyes and Pigments, 2012, 93, 1, 1416-1421. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0143720811002889